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Stellungnahme zur Geburtshilfe Bad Saulgau

|   Pressemitteilungen

Zur geplanten temporären Schließung der Geburtshilfe an der SRH-Klinik in Bad Saulgau erklärt der Sigmaringer Landtagsabgeordnete Klaus Burger (CDU):

„Das sensible Thema der vorübergehenden Schließung der Geburtshilfe in der Klinik Bad Saulgau wird derzeit hoch emotional diskutiert. Zum einen natürlich, weil die Geburtshilfestation am Standort unbedingt erhalten bleiben soll, zum anderen, weil bei vielen die Befürchtung besteht, dass mit dieser ersten Schließung auch das Ende des Klinikstandorts Bad Saulgau insgesamt eingeläutet werden soll.

Für mich hat die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Betreuung und Versorgung der Schwangeren und Gebärenden oberste Priorität.  Wenn diese bei der derzeitigen Personalsituation nicht gewährleistet ist, dann musste die Klinikleitung handeln – dies schon aus haftungsrechtlicher Sicht.

Frau Landrätin Bürkle und Herr Dr. Faust haben versichert, dass die getroffene Entscheidung keine politische oder gar betriebswirtschaftliche Entscheidung gewesen ist, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet war, dass ab 1. Juli aufgrund von fehlendem Personal bei der Hebammenversorgung kein Dienstplan mehr aufgestellt werden konnte.

Das Problem der Hebammenversorgung betrifft ja insgesamt nicht nur den Standort Bad Saulgau. Hier spielt mit eine Rolle, dass in der Vergangenheit eine demografische Entwicklung vorausgesagt wurde, die so nicht eingetreten ist. Sowohl in Bad Saulgau wie auch beispielsweise in Pfullendorf haben wir steigende Einwohnerzahlen und mithin auch mehr Geburten. Das Land ist gefordert, die Mittelzentren in den Bereichen Verkehrsanbindung, Arbeitsplätze (Gewerbe und Industrieansoedlung) Wohnraum, Bildungsstandort und bei der Gesundheitsversorgung so auszustatten, dass ein solides Netzwerk vorhanden ist.

Im Bereich der Hebammenversorgung ist das Land auch bereits tätig geworden. Im Koalitionsvertrag haben wir festgeschrieben, dass wir den Beruf der Hebamme attraktiver machen wollen

Dazu gehört auch, dass die Arbeitszeitbedingungen der Klinikbeschäftigten in der Geburtshilfe familienfreundlicher gestaltet werden müssen. Das geht aber natürlich nicht, solange es keine angemessene personelle Ausstattung und damit auch keine verlässlichen Arbeitszeiten gibt.

Deswegen setzen wir die begonnene Akademisierung der Hebammenausbildung fort und machen natürlich auch Nachqualifizierungsangebote für Hebammen, die noch nach altem Recht ausgebildet wurden.

Insgesamt sind im Land 260 Studienanfängerplätze notwendig, um eine gute Versorgung zu gewährleisten. Zum Wintersemester 2021/2022 richtet das Land daher zu den bereits bestehenden 95 zusätzliche Bachelor-Studienanfängerplätze für Hebammenwissenschaft ein. Bis diese neuen Hebammen aber „auf dem Markt“ sind, wird es noch drei bis vier Jahre dauern.

Im Koalitionsvertrag haben wir ebenfalls festgeschrieben, dass wir auch Hebammengeführte Kreißsäle ausbauen wollen. Dieser Vorschlag wurde der SRH ja offenbar auch von den Hebammen unterbreitet – ebenso wie ein Belegsystem.

Diesen Strohhalm sollten wir zu ergreifen versuchen, was allerdings mehr als schwer werden dürfte. Aber auch die Ergänzung mit Beleghebammen allein ist keine Dauerlösung, kein Fundament.

Allerdings bin auch der Ansicht, dass alles getan werden muss, um eine Schließung zu verhindern.

Als Kreisrat sage ich aber auch, dass ich die SRH in der Pflicht sehe, diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden und die Geburtshilfe in Bad Saulgau so schnell wie möglich wiederaufzunehmen. An meiner Grundauffassung, alle drei Standorte in Sigmaringen, Bad Saulgau und Pfullendorf zum Wohle der Menschen im Landkreis zu erhalten, halte ich nach wie vor fest.“