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Besuch von Dr. Michael Blume beim CDU-Kreisverband

|   Pressemitteilungen

Dr. Michael Blume, der Beauftragte des Landes gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben war auf Einladung des CDU-Kreisverbandes Sigmaringen in der Stadthalle Sigmaringen zu Gast. 
Kreisvorsitzender Klaus Burger MdL freute sich, dass er nicht nur Bürgermeister Dr. Marcus Ehm und zahlreiche CDU-Mitglieder, sondern Interessierte aus der Bürgerschaft, darunter auch Lehrer und Schüler, begrüßen konnte. „Das Land ist in Stimmung, ein Sommermärchen zu erleben. Aber ein Sommermärchen sieht anders aus“, sagte Burger bei seiner Begrüßungsrede. Ihm mache es Sorgen, dass die Gesellschaft gewaltbereiter geworden sei. „Wir müssen uns mit den Folgen des 7. Oktober 2023, dem grausamen Angriff der Hamas mit über 1200 Toten und zahlreichen Geiseln, die sich noch immer in Gefangenschaft befinden, darunter Frauen und Kinder, befassen. Seither trauen sich auch bei uns immer mehr Jüdinnen und Juden nur noch zögerlich auf die Straße und haben Angst, sich zu ihrer Religion – etwa durch das Tragen eine Kippa oder eines Davidsterns – zu bekennen.“ Je länger der Konflikt andauere, desto mehr sei auch eine Täter-Opfer-Umkehr im Land zu beobachten. Der Antisemitismus nehme stetig zu – bei Rechten, aber auch bei pro-palästinensischen Demonstrationen und bei radikalen Islamisten. „Viele schweigen. Das wollen wir nicht. Wir stehen als Christdemokraten für den Schutz und die Sichtbarmachung jüdischen Lebens“, so Klaus Burger. 
Michael Blume gab einen Rundumblick: von den Anfängen des Antisemitismus bis in die Gegenwart. „Das Judentum war die erste Religion der Bildung“, erläuterte Blume. Das habe zu Bildungsneid gegenüber jüdischen Menschen geführt. Während Sexismus, Rassismus oder Antiziganismus eine bestimmte Gruppe von Menschen abwerte, sei es beim Antisemitismus genau andersherum. Dieser überhöhe die jüdischen Menschen derart, dass sie andere von ihnen bedroht fühlen – wogegen sie glauben sich wehren zu müssen. 
Laut Blume denken nicht immer mehr Menschen antisemitisch, sondern es gebe stärkere Radikalisierungsverläufe bei einzelnen Personen und kleinen Gruppen, nicht zuletzt befeuert durch das Internet. Dort sei es möglich, immer tiefer in einen Verschwörungsglauben einzutauchen. „Egal was irgendwo schlecht läuft auf der Welt – letztendlich stecken für viele Menschen immer die Juden dahinter“, so Michael Blume. Und dies sei gefährlich. „Wenn Antisemiten an die Macht kommen, dann werden sie bei den Juden nicht Halt machen, dann sind auch Nicht-Juden, Andersdenkende, Kirchen, oder sonstige angebliche Mitverschwörer nicht mehr sicher.“ 
Die kommenden Jahre werden nach Ansicht von Blume hart. Gerade nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hätten auch Angriffe und Bedrohungen durch Hamas-Sympathisanten stark zugenommen. „Man kann über die Regierung Israels diskutieren, aber hier ist gehörig etwas ins Rutschen geraten“, sagte er. Auch er habe sich in der Vergangenheit kritisch gegenüber Netanjahu und dessen Politik geäußert. Eine Verharmlosung des Terrors, wie sie teils im öffentlichen Diskurs stattfinde, sei nicht tragbar. 
In der anschließenden Fragerunde baten anwesende Lehrkräfte darum, besser auf das Thema Antisemitismus der Gegenwart vorbereitet zu werden. Blume betonte, das Bildungssystem müsse sich hier in der Tat weiterentwickeln. Gerade an Schulen müsse damit begonnen werden, Kindern von klein auf Gleichberechtigung beizubringen, die sie so in Migrantenfamilien nicht kennenlernen. Er plädiert für klare Regeln, die für alle gelten. 
Trotz allem blieb Blume positiv. „Wenn sie bei diesem Wetter zum Vortrag von einem Antisemitismusbeauftragten kommen, anstatt in die Eisdiele zu gehen, dann hat Judenhass in Sigmaringen keine Chance“, sagte er lächelnd.